Wir organisieren auf eigene Kosten eine Hausbeschulung, die nach langem Kampf von der Behörde auch anerkannt wird. Für das zweite Schuljahr wechselt Julia in eine Sonderklasse für körperbehinderte Kinder, die inzwischen in einer Lüneburger Grundschule eingerichtet worden ist. Es zeigt sich schnell, daß diese Klasse nicht das ist, wofür sie ausgegeben wurde: Nur drei von zehn Kindern sind erkennbar körperbehindert. Mehrere von den anderen hingegen zeigen Verhaltensauffälligkeiten wie Hyperaktivität. Da das schulische Niveau so niedrig ist, dass für Julia nicht die leiseste Chance besteht, später eine weiterführende Schule zu besuchen, beenden wir das Experiment und nehmen den Hausunterricht wieder auf. Die zuständige Bezirksregierung übt massiven Druck auf uns aus und droht damit, unser Kind notfalls mit Polizeigewalt dem Unterricht in der Sonderklasse zuzuführen. Dazu kommt es nicht mehr, obwohl wir dem Druck nicht nachgeben, denn die katholische Grundschule, die ursprünglich gezögert hatte, Julia aufzunehmen, erklärt sich jetzt dazu bereit. Ebenso wie im Kindergarten geht auch hier alles problemlos.
Obwohl das Leistungsniveau viel höher ist und der Schulalltag wegen ihrer eingeschränkten Feinmotorik viel anstrengender, geht Julia jeden Tag gern zur Schule. Ihre Klassenlehrerin ist sehr verständnisvoll, und mit den anderen Schülern kommt sie gut zurecht. Nach vier Jahren verlässt sie die Schule mit einem guten Zeugnis. Die nächste Station ist die Orientierungsstufe. Auch hier hat Julia Glück, weil sie auf verständnisvolle Lehrer trifft. Erstmals wird es notwendig, für ihre motorischen Schwächen einen Ausgleich zu schaffen. Da sie nur sehr langsam schreiben kann, bekommt sie von der Amtsärztin eine Schreibassistenz zuerkannt. Die zwei Jahre Orientierungsstufe sind für sie eine gute Zeit. Am Schluss erhält sie eine Gymnasialempfehlung.
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